Biographien A bis M

Liste der Einträge:

Aghte, Artur
Bothe, Götz-Peter
Lindner, Hermann
Ludewig, Wilhelm gen. „Löwe“
Metz, Frank
Michael, Bodo




Aghte



Artur Aghte
(* 11. August 1906 in Hamborn [heute Duisburg-Hamborn];
† 4. Dezember 1941 in Lübeck)
war ein deutscher Jurist und Amtsgerichtsrat in Duisburg.

Artur Aghte stammte aus einer alten Familie des Rheinlandes.
Er besuchte in Hamborn die Schule, beendete mit Abitur und begann zum SS 1925 in Göttingen ein Studium der Rechtswissenschaften. Er schloß sich der Burschenschaft Hannovera an, der er in seinen aktiven Semestern Aufgeschlossenheit und Begeisterung widmete und Frohsinn und Ungebundenheit einerseits mit zielsicherer wissenschaftlicher Arbeit andererseits verband. Von heiterem Gemüte und geistiger Beweglichkeit war er, bald Mittelpunkt studentischen Ulks, bald übernahm er tragende Teile der Diskussion auf burschenschaftlichen Abenden. Sein Herz gehörte den Idealen der Burschenschaft und seiner Hannovera. Agthe war beliebt und geschätzt. Die Gruppenaufnahme vom Stiftungsfest 1928 zeigt ihn inmitten seiner Bundesbrüder auf dem Hardenberg. Schon während der ersten Semester zeigten sich Anfänge einer Leukämie-Erkrankung, die seinem Leben ein frühes Ende bereiten sollte.
Sein Studium schloss er rechtzeitig ab, leistete Referendarzeit und Examen und wurde Amtsgerichtsrat in seiner Heimatstadt Hamborn. Ihm als Burschenschafter waren „die neue Zeit“ und die neue Regierung unsympathisch; um aber die Familie nach seinem zu erwartenden Tod versorgt zu wissen, ging er dennoch frühzeitig in den richterlichen Staatsdienst und es gelang ihm dort, ausschließlich an Zivilgerichten zu arbeiten.
In seiner Ehe wurde ihm der Sohn Dieter geboren, der später in Freiburg bei der Burschenschaft Saxo-Silesia aktiv wurde. Im Jahre 1940 erlebte er die Freude, daß ihm die Tochter Ingrid geboren wurde, deren Sohn Jörg Haverkamp wiederum Saxo-Silese wurde.

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Bothe
Götz-Peter Bothe (* 12. Februar 1944 in Kattowitz; † 15. Dezember 1978 in Göttingen) war ein deutscher Physiker.

Götz-Peter Bothe (geb. Bohnenstengel) war Sohn einer väterlicherseits aus Pommern und mütterlichseits aus Oberschlesien stammenden Familie.
Er besuchte nach vier Jahren Grundschule die Gauß-Schule in Braunschweig, das Max-Planck-Gymnasium in Bielefeld und zuletzt die Luther-Schule in Hannover, an der er im Februar 1964 das Abitur ablegte. Im April 1964 ging er für zwei Jahre zur Artillerie der Bundeswehr und verließ sie nach Beendigung seiner Dienstzeit als Leutnant der Reserve.
Im Sommersemester 1966 begann Bothe in Göttingen das Studium der Physik und schloß sich dort zum Beginn des Wintersemesters 1966/67 der Burschenschaft Hannovera an.
Peter Bothe war seiner Burschenschaft aus innerem Herzen zugetan. Wann immer man mit ihm zusammen war – auf dem Hause der Hannovera oder im privaten Kreise – hat er es, ebenso wie seine Frau, durch lebensbejahende und fröhliche Art vorstanden, jeden in diese Atmosphäre einzubeziehen. Gern erinnert wird an Gesangseinlagen auf Kneipen und Kommersen und an ansteckendes Lachen. Aber auch in ernsten Stunden hatte er ein Ohr für Probleme seiner Bundesbrüder und Freunde, die immer sicher sein konnten, im Hause Bothe eine offene Tür finden zu können.
Sein Studium schloss er zügig ab, arbeitete am Max-Planck-Institut für Aeronomie, Institut für Ionosphärenphysik, Lindau/Harz, und wurde am 30.10.1974 mit der dort gefertigten Arbeit The influence of O+2 and NO+ ions on the structure of the ionospheric F-region von der Georg-August-Universität in Göttingen zum Dr. rer. nat. promoviert. Weitere Forschungen führte er danach an seiner später in Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung umbenannten Wirkungsstätte durch.
In seine am 19. März 1969 geschlossene Ehe mit Marianne, geb. Martin, geb. 8.9.1944, wurden beiden die Tochter Carolin und der Sohn Oliver geboren.
Bothe kam gemeinsam mit seiner Frau und einem Kollegen bei einem tragischen Verkehrsunfall ums Leben; sie wurden auf dem Friedhof Junkerberg Göttingen Weende beigesetzt.

Zusammenfassung für interessierte Leser:

Diurnal variations of the maximum electron concentrations NmF1 and NmF2, the peak height hmF2 and the semi thickness of a parabolic approximation to the F2 -layer maximum YmF2 were calculated in order to investigate the influence of O+2 and NO+ ions on the structure of the midlatitude F-region. These calculations involve simultaneous solutions of the time-dependent coupled continuity equations for the ions O+, O+2 and NO+ and the equations of motion for the north—south and west-east neutral wind velocities. In order to take into account the F2-layer seasonal anomaly a particular seasonal change of the neutral gas composition was assumed. It is shown that for the molecular ions transport processes can be neglected. Results are given which show the influence of molecular ions on the F2 -layer parameters. The calculated results are compared with observational data deduced from ionograms.
Veröffentlicht im Journal of Atmospheric and Terrestrial Physics (1974)




Im Couleur der B! Alemannia Göttingen. Bildrechte bei B! Alemannia Göttingen.

Lindner

Hermann Karl (auch Carl) Max Lindner
(* 7. Januar 1862 in Saalfeld, Herzogtum Sachsen-Meiningen; † 29. Mai 1934 in Schöneiche-Grätzwalde, Kreis Niederbarnim), deutscher Gymnasialprofessor.

Geboren als Sohn des Realschullehrers Gottlieb Lindner und der Amalia, geb. Stake. Evangelisch-lutherisch getauft am 26.1.1862 in Saalfeld.
Studium der Philologie in Göttingen und in Halle/Saale.
Mitglied der B! Alemannia Göttingen WS 1882/83
Mitglied der B! Frankonia Halle WS 1883/84 (Wechsel von Frankonia zum alten Namen Germania Halle; heute B! Germania Halle zu Mainz)
Mitglied der B! Hannovera SS 1884
… Zwei der Mitglieder der B! Alemannia (Müller-Danny & Lindner) sowie vier in Göttingen studierende Burschenschafter von anderen Universitäten (Erich Behrendt de Cuvry von Cimbria Würzburg, Wilhelm Haußknecht von Germania Berlin, Hermann Oertel von Cimbria Würzburg und Johann Vogel von Germania Halle/Saale – alle Weißer Kreis) fanden sich zusammen und begründeten die Hannovera aufs Neue, … (um sich vor Ort ein Paukverhältnis zu schaffen).
Lindner war hochgewachsen und als Student ein glanzvoller Rappier- und Säbelfechter.
Dr. phil., Neusprachler, Studienrat.
Lehrer an wechselnden Orten, später Gymnasialprofessor am Luisenstädtischen Realgymnasium in Berlin-Prenzlauer Berg.
Meinungsstark und streitbar. Überzeugter Lehrer und Erzieher; der Jugend zugewandt. Stellte sich immer schützend vor seine Schüler.
1892 in Nienhagen bei Halberstadt, 1893 in Cassel und später Lauterberg a.H., zu der Zeit oft Aufenthalt bei der Hannovera. 1898 Teilnehmer am 50. Stiftungsfest und 1908 am 60. Stiftungsfest als „Vierbändermann“ in Göttingen. Im Juli 1908 beteiligte er sich an der Suche für ein Verbindungshaus in Göttingen und wurde Mitglied des Hausbauvereins. Am 19. Januar 1909 und am 18. Januar 1910 Treffen mit Bundesbrüdern zum Reichskommers (mit Frühstück und Burschentag) in Berlin.
Häufige Auslandsreisen.
Am 28. März 1918 in Stettin verheiratet mit Elfriede Else Margarethe geb. Hübner, * 1893 in Stargard.
(Wenigstens) 1909-1931 wohnhaft Schäferstraße 6 in Berlin S.O. 16
Spät im Leben „Alter Kämpfer“ und förderndes SA-Mitglied
Gestorben am 29. Mai 1934 in Schöneiche-Grätzwalde (Kreis Niederbarnim) im Alter von 72 Jahren.
„Um 1900 entstanden rund um die alten Guts- und Angerdörfer Schöneiche und Kleinschönebeck Siedlungen von Berliner Angestellten und Beamten. Die Villen dieser Zeit prägen noch heute den Ortsbereich Schöneiche und den Charakter einer ruhigen und erholsamen Waldgartenkulturgemeinde. 1903 wurde die Kleinschönebecker Kolonie Grätzwalde gegründet. Lindner hat ab etwa 1903 in Schöneiche-Grätzwalde mehr als 30 Jahre lang mit seiner Familie ein großes Grundstück bewohnt, das er „Weltflucht“ nannte. 1910 Inbetriebnahme der (benzolbetriebenen) Straßenbahn Friedrichshagen-Schöneiche, ab 1914 Elektrifizierung; verstärkter Zuzug nach Schöneiche.“



W. Ludewig im Sommer 2013 –
Bildrechte beim blog-Verfasser.

Ludewig

Wilhelm Ludewig gen. „Löwe“
(* 1. Februar 1940 in Göttingen; † 9. Juli 2019 in Dransfeld)
war ein deutscher Lehrer, Konrektor und Politiker.

Wilhelm Ludewig wuchs zusammen mit einem Bruder auf dem Bauernhof seiner Eltern in Dransfeld auf und blieb der Landwirtschaft zeitlebends verbunden.
Nach dem Abitur am Gymnasium in Hann. Münden 1962 nahm er in Göttingen das Studium der Pädagogik auf, wo er im Sommersemester 1963 bei der Burschenschaft Hannovera aktiv wurde. Sein Eintritt dort lag nahe, denn Bundesbrüder aus Dransfeld, die er gut kannte, haben ihn überzeugt, daß Hannovera die richtige 1962 Verbindung ist. Er stand für seine Burschenschaft auf Mensur, studierte erfolgreich und schloß mit Examen ab.
1967 kirchliche Hochzeit mit Ulrike; aus der Ehe gingen zwei Töchter und zwei Söhne hervor; Goldene Hochzeit im Jahre 2017.
Seine erste Lehramtsstelle übernahm Wilhelm Ludewig 1966 in dem Ort Husum in der Nähe von Nienburg/Weser. lm gleichen Jahr wurde er in das Nachbardorf Wenden versetzt, wo er bis zur Schließung der zweiklassigen Schule einige Jahre unterrichtete. Ludewig unterrichtete die Klassen 1 bis 3, der Kollege die Klassen 4 bis 6, jeweils in einem Klassenraum. Als diese Schule geschlossen und mit der im Nachbarort Steimbke vereint wurde, blieb Familie Ludewig in Wenden wohnen, bis sie 1980 in das eigene Haus nach Steimbke zog. 1989 wurde Ludewig zum Konrektor der Schule ernannt und hatte dort die Herausforderungen einer Verwaltung zu meistern, beispielsweise als die Schule zur Mittelpunktschule ausgebaut wurde, war aber zugleich begeistert von seiner Arbeit als Konrektor und seinen Möglichkeiten, Jugend zu bilden und zu fördern.
Die Zusammenarbeit mit dem Rektor ist gut gewesen; Ludewig übernahm, neben der Lehrtätigkeit, die Lösung organisatorischer Probleme, der Kollege widmete sich pädagogischen Aufgaben. Mit Begeisterung ist von der gemeinsamen Arbeit in Steimbke berichtet worden. 2003 ließ er sich pensionieren.
Neben den schulischen Verpflichtungen widmete sich Wilhelm Ludewig weiteren Aufga­ben. Seit 1981 gehörte er sehr viele Jahre dem Gemeinderat an, war von 1986 bis 1996 Mitglied des Rates der Samtgemeinde Steimbke, Kreistagsabgeordneter und Kreisvorsitzender für die FDP. Seit 1998 organisierte er 15 Jahre lang als Vorsitzender des Partnerschaftsausschusses mit der französischen Gemeinde Chouze-sur-Loire in der Touraine viele Besuche Steimbker Bürger in Frankreich und Besuche der französischen Freunde in Steimbke.
Später begann er, Stallungen des elterlichen Dransfelder Hofes, den sein Bruder übernommen hatte, zu entkernen und auszubauen, um sich in seinem Heimatort ein neues Zuhause zu schaffen. Die sorgfältig restaurierten, sehenswerten Wirtschaftsgebäude im Zentrum der Stadt prägen mit ihrer alten Fassade den Straßenzug bis heute.

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Metz
Frank Eugen Metz (* 23. Januar 1944 in Berlin-Lichterfelde; † 4. September 2017 in Göttingen) Chemiker, „Student und Lebenskünstler“.

Bundesbruder Frank Metz‘ Andenken
– Ein Nachruf von Kai Schröder (WS 1975/76) –
Am 4. September 2017 starb in Göttingen unser lieber Bundesbruder Frank Eugen Metz im 73. Lebensjahre. Wir haben ein echtes grünes Urgestein verloren.
Ich habe Frank 1975 kennengelernt, als ich aktiv wurde, und seit dem ständig. Kaum vorzustellen, daß es einen Bundesbruder geben könnte, der ihn nicht kannte. Metz hat sein Leben in Göttingen verbracht; er war immer da – oft auch spät – des Tages wie im Leben. Er nahm innig Anteil am Bundesleben, in Göttingen und im Kreise der Bundesbrüder, in seiner Heimatstadt Frankfurt und darüber hinaus. Bundesbruder Metz‘ besondere Verpflichtung galt der alten weltoffenen Hannovera, den Ideen der Burschenschaft und ihrer Verantwortung gegenüber der Jugend.
Bundesbruder Metz wurde am 23. Januar 1944 in Berlin Lichterfelde geboren. Nicht der beste Ort und nicht die beste Zeit. Jugend in Essen-Rüttenscheid. Sportlich, langjährig aktiver Eishockeyspieler. Lehre zum Chemielaboranten; Abitur auf dem zweiten Bildungsweg am Ruhrkolleg in Essen. Die Familie zieht später nach Frankfurt, wo der Vater als Elektroingenieur bei Telefonbau & Normalzeit tätig ist. Korporativ über des Vaters Technische Verbindung in Nürnberg vorbelastet. Sein jüngerer Bruder Gero betreibt in Schöneck bei Frankfurt eine Spezialmaschinenbaufirma mit dem Schwerpunkt Profiliertechnik, in der zeitweilig auch Frank mitarbeitet. Mit Bruder und Schwägerin Barbara verbindet ihn ein gutes enges Verhältnis; lange Weihnachtsferien verbringt er seit Jahren dort.
Petra Tilke geb. Gildein schreibt: Als „junger Mann“ war Frank viel auf Reisen. Damals, als es noch nicht selbstverständlich war, durch die Welt zu jetten, fuhr er im „Staubmantel“ (Zitat) per Bus/Bahn/Schiff und Anhalter nach Italien, in die Türkei, von dort über den Libanon, Syrien, Irak bis in den Iran. Er war von der persischen Kultur begeistert, besonders Teheran und Isfahan hatten es ihm angetan, und er hat hunderte Dias gemacht. Ältere unter uns erinnern sich. Weil diese Dias später bei einem Schwelbrand in seiner Bude zerstört wurden, hat er sich noch einmal auf den gleichen Weg gemacht und die selben Länder allesamt noch einmal besucht. In eines der Länder hat man ihn nicht reingelassen, was ihn wurmte. Jordanien oder Syrien; lange her; Ende der 1960er Jahre; Erzählungen wirken nach. In Italien wurde er für den Mammutfilm „Cleopatra“ kurzerhand vom Fleck weg als Komparse engagiert. Er ist in dem Film nie aufgetaucht und erlitt damit das Schicksal vieler, denn die Szene wurde rausgeschnitten. Vielleicht war das prägend.
Im Wintersemester 1967/68 wurde Bundesbruder Metz bei Hannovera aktiv und vertiefte sich in sein Fach, das Studium der Chemie. Seine Diplomarbeit schrieb er bei Bundesbruder Werner Thies über „Gammamengen von Glucosinulaten im Rapssamen“, die gaschromatographisch nachgewiesen werden sollten. Letzteres ist gescheitert; irgendein technisches Problem. Mit der gescheiterten Diplomarbeit fing weiteres Übel an. Er hätte einen neuen Anlauf nehmen sollen, wenn ich mich richtig erinnere, und die gleiche Untersuchung mit einer anderen Methode versuchen sollen, so Thies. Frank hat es vorgezogen, andere Dinge zu tun: Das Studium der Medizin lockte! Physikum, 1. Teil des Staatsexamens etc. – alles mit Anläufen, doch bestanden und das Praktische Jahr dann, als das Schlimmste geschafft schien, nicht durchgehalten. Zur gleichen Zeit Wachstudent auf der chirurgischen Wachstation zusammen mit Bundesbruder Nube, um Geld zu verdienen.
Frank Metz war an vielem interessiert, in der Regel an solchen Dingen mehr, die nichts mit seinen Studien zu tun hatten. Literatur, Geschichte, Tee, klassische Musik und auch deutliche abseitigere Gebiete konnten ihn fesseln, ebenso wie tage- und nächtelang zu bauen, zu basteln, zu reparieren, zu verschlimmbessern, zu sammeln. Gerne Geräte aller Art, alte Röhrenfernseher und Weltempfänger, Radiokisten und Musiktruhen.
Er kochte gern und auch ganz gut und hat zwischenzeitlich, als die Köchin auf dem Haus ausgefallen war, eine Weile die gesamte Mannschaft bekocht. Über die Qualität hat sich niemand beschwert, soweit ich weiß, wohl aber darüber, dass das Essen nicht immer pünktlich auf dem Tisch war. Eben Metz. Und 13.10 Uhr bedeutete für ihn auch schon mal 13.30 Uhr. Oder noch später.
Er mochte Grün.
Bundesbruder Norbert Stroicz schreibt: … gerne komme ich deinem Wunsch entgegen, zumal ich einen ähnlichen Gedanken hatte, als mich die Nachricht von Franks Tod erreichte. Ich habe Frank gut gekannt. Er wurde im WS 67/68 bei uns aktiv. Wir haben uns damals sehr amüsiert, als er erzählte, eine Landsmannschaft (den Namen weiß ich nicht mehr) habe ihn in unerträglicher Weise bekeilt und gedrängt, bei ihnen aktiv zu werden, so dass er den Entschluss fasste, sich anderweitig umzusehen. Wir haben ihn gastfreundlich aufgenommen und er fühlte sich bei uns wohl.
Zusammen mit unserem Bundesbruder Walter Schmelzer begann er ein Chemiestudium, was auch nahe lag, da er eine Ausbildung als Chemielaborant hinter sich hatte.
Die Jahre vergingen und ein deutlicher Schlendrian wurde sichtbar. Schmelzer ging in die Uni und Frank ließ die Tage verstreichen. Eines schönen Vormittags kam ich gegen 10 Uhr aufs Haus, Frank kam mit seinem Frühstück an den runden Tisch und öffnete die erste Bierflasche. Fröhlich lachend sagte er, das sei eben ein Bierfrühstück.
Auf dem Kommers 1988 wurde der feierliche „Landesvater“ begangen. Wir saßen einander gegenüber, durchbohrten unsere Mützen mit dem Schläger und gaben uns die Hand zum Zeichen brüderlicher Treue.
Später erreichte mich die Nachricht, dass er ein Medizinstudium begonnen hatte. Wir gratulierten ihm auch zum bestandenen Physikum. Danach verlor ich ihn aus den Augen, weil auch ich auf Distanz zu unserer Hannovera gegangen war. Die neuen nationalen Töne nach der deutschen Einheit gefielen mir nicht. …
Mehrmals rief er mich am 21. Dezember (meinem Geburtstag) nach 23 Uhr an, um mir zu gratulieren. Es war deutlich, dass er allein auf dem Haus war und sich an alte Zeiten und alte Bundesbrüder erinnerte. Er klagte, dass man mit den jungen Bundesbrüdern keine guten (d. h. geistig anspruchsvollen) Gespräche führen könne. Es war deutlich, dass er die Vergangenheit in einem rosigen Licht sah und die Gegenwart unbefriedigend fand. …
Die Bundesbrüder Moritz und Schart schildern: 1968/69 fand in der Göttinger Stadthalle eine Veranstaltung statt, an der auch Bundespräsident Lübke teilnahm. Die Linken hatten die Stadthalle umzingelt und wollten Lübke nicht rauslassen. Nach einigem Hin und Her befahl der zuständige Polizeiführer die Räumung des Vorplatzes. Ein riesiger Polizeiknüppelregen prasselte auf die Demonstranten nieder. Da verlor einer der Demonstranten eine rote Fahne. Frank sah ein schönes Souvenir sein eigen und lief hinter die Polizeikette zur Fahne. Die Polizisten glaubten, er wolle sie von hinten angreifen und widmeten ihm ein paar schmerzliche Hiebe.
Fünfzig Jahre lang hat Bundesbruder Metz bei Hannovera gelebt, gekeilt, geführt und Veranstaltungen bereichert. Wer unter widrigen Umständen aktiv wird und später viel aushalten muss, bleibt oft besonders lange und anhänglich.
Watt soll denn sein. Irgendwie war das sein Lebensmotto. Und oft hatte er auch Recht damit. Er war genügsam, kannte seine persönlichen Unzulänglichkeiten und nahm das Leben, wie es kam. (Buchwald)
Vorgestellt hat er sich uns selbst mit seinem Lebenslauf in der Grünenzeitung vom März 1968:
ZWEI FÜXE STELLEN SICH VOR
Frank Metz
Am 23. Januar 1944 bin ich in Berlin als Sohn des Elektroingenieurs Eugen Metz und seiner Ehefrau Ursula, geb. Niethardt, geboren worden. Nach einer Flucht durch Pommern und die Tschechoslowakei landeten wir schließlich in Wolfenbüttel, wo ich mit dem Besuch der Volksschule begann, ihn in Osnabrück fortsetzte und in Essen beendete. Von 1956 bis 1961 absolvierte ich ebendort die Einsteinrealschule. Anschließend erlernte ich dreieinhalb Jahre im Max-Planck-Institut für Kohlenforschung, Abteilung Strahlenchemie, in Mülheim an der Ruhr den Beruf des Chemielaboranten. Nach einem halben Jahr praktischer Tätigkeit in diesem Institut entschloß ich mich, die Reifeprüfung nachzuholen, die ich auch nach weiteren zweieinhalb Jahren im Ruhr-Kolleg in Essen ablegte. Seit dem Wintersemester 1967/68 studiere ich in Göttingen Chemie. – Am 11. November 1967 wurde ich in der Burschenschaft Hannovera zu Göttingen aktiv.

… und zugleich berichtete Walter Schmelzer in einem Artikel aus der gleichen Grünenzeitung vom
PUNSCHABEND IN DER KÖHLERHÜTTE
Das Wetter für einen Exbummel nach der Köhlerhütte war schlecht – naßkalt. Die vorangegangenen Tage hatte es geregnet.
Aber das sollte unsere gute Laune nicht verderben. Mit Bbr. Brauns kleinem Rennwagen (Fiat 600) fuhren wir, Bbr. Braun, Bbr. Stroicz und ich, in das Wäldchen, um die nötigen Vorbereitungen zu treffen. Mit viel Mühe gelang es uns schließlich, das notwendige Holz herbeizuschaffen und den Punsch anzusetzen.
Wir waren gerade mit allem fertig, als die Grünen mit viel Gesang und Krach durch den Wald gestiefelt kamen. Wie Verdurstende fielen sie über den Punsch her, und schon nach einer dreiviertel Stunde war der Inhalt des ersten Kessels verschwunden; aber der große Durst war natürlich noch nicht gestillt. Also wurde der zweite Kessel angerührt.
Nach dem langen Marsch – 4 endlos erscheinende Kilometer -, der die Grünen zur Köhlerhütte gebracht hatte, machte sich auch der Hunger bemerkbar. Es wurden 25 Kotelettstücke im nahegelegenen Ort besorgt und über dem Feuer gebraten. Von Glas zu Glas stieg die Stimmung. Es war ein herrliches Bild! Jeder hatte ein Kotelett in der Linken und ein Glas Punsch in der Rechten.
Wie schon oft wurde auch dieses Mal der Durst der Bundesbrüder unterschätzt; denn plötzlich war der Stoff ausgegangen. Wir waren so gierig gewesen, daß ein etwas später eintreffender Keilgast nichts mehr abbekam. Aber er ist natürlich trotzdem aktiv geworden: unser Bbr. Metz. Da besann man sich, wo noch edle Getränke zu finden waren: auf dem Grünenhaus.
Mit mehreren Autos, die in der Zwischenzeit angekommen waren, fuhren wir aufs Haus. Dort endlich wurde auch der Durstigste satt.

(… mancher sinniert beim letzten Satz über die deutsche Sprache; Metz wäre es eine Freude gewesen).
Die Urnenbeisetzung hat im engen Kreise im Familiengrab in Frankfurt am Main stattgefunden. Wir haben Bundesbruder Frank Metz Band und Mütze nicht mitgeben können, gedenken seiner aber gleichwohl innig, denn mit ihm ging einer, nach dem viele wie nie zuvor beim Altherrenvorstand nachgefragt haben.
Bei Veranstaltungen a.d.H. den letzten Mann machen, Kerzen löschen, das Haus schließen und um fünf Uhr früh auf ein Bier in’s Trou gehen – nicht mehr unser lieber Metz – das muss künftig eine kommende Generation übernehmen.

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Michael, Bodo

Bodo Paul William Michael (* 20. November 1909 in Friedrichshütte, Kreis Tamowitz; † 21. Januar 1945 gefallen als Oberleutnant zwischen Schönmoor und Weißenstein in der Nähe von Königsberg/Ostpreußen) war ein deutscher Volkswirt und Geschäftsführer in Leipzig.

Leben und Ausbildung
Bodo Michael war der einzige Sohn des Königlichen Bergassessors Richard Michael und seiner Frau Martha, geb. Hartenstein. 1911 wurde sein Vater an das Oberbergamt nach Görlitz versetzt. Mit Kriegsausbruch 1914 rückte der Vater als Oberleutnant der Reserve und Kompagnieführer ins Feld, wo er im September 1914 bei Luneville fiel. Die Mutter blieb nach dem Tod ihres Mannes in Görlitz wohnen; Bodo besuchte dort von der 3. Vorschulklasse an das Gymna­sium Augustum, wechselte ab Quarta auf das Schla­geter-Reform-Real-Gymnasium (zuvor Reformrealgymnasium am Postplatz), wo er Ostern 1930 die Reifeprüfung ablegte. Die Mutter heiratete erneut; der Stiefvater, Oberingenieur Paul Feigs, ermöglichte seinem Stiefsohn das Studium; zunächst auf der Georgia-Augusta zu Göttingen, wo Bodo Michael 1930 als erster Fuchs des Sommersemesters der Burschenschaft Hannovera beitrat. Er war Confuchs von Martin Tegtmeyer und mit ihm und seinem älteren Bundesbruder und Schulkameraden Hans Thomas gut befreundet. Später wechselte Bodo Michael nach Leipzig an die dortige Universität, wo er im Mai 1933 das Examen eines Diplom­-Volkswirtes bestand. Als Werkstudent erarbeitete er sich danach in Leipzig die weitere akademische Ausbildung bis zur Promotion zum Dr. rer. pol., die er 1937 mit der Dissertation: Buttermarkt und Butterzoll in der Nachkriegszeit. Das Kernproblem zwischen Außenhandelspolitik und bäuerlicher Veredelungsproduktion in Deutschland abschloss.
Berufstätig wurde er als Geschäftsführer in Leipzig.
Bodo Michael war verheiratet.

Kriegseinsatz
Im Zweiten Weltkrieg diente er zuletzt als Chef einer Schweren Kompanie in einem Panzergrenadierregiment, gehörte also dem Heer an. In seiner letzten dienstlichen Beurteilung wurden reihenweise positive Eigenschaften (Gefestigte und gereifte Persönlichkeit, geistig gut veranlagt, gewandte Ausdrucksweise, scharfsinnig, logische Gedankenführung, zäh, belastbar und bewährt. Lehr- und Erziehertalent; bei Untergebenen anerkannt. Gutes Organisationtalent) festgestellt; er sei allseits qualifiziert und zur Beförderung zum Hauptmann geeignet, Träger des Eisernen Kreuzes (EK) I und des Eisernen Kreuzes II, war aber offenbar kein überzeugter Nationalsozialist, denn in der Gesamtbeurteilung reichte es lediglich zu „durchschnittlich“. Die letzte bekannte Mitteilung über ihn ist seine Todesnachricht. Am 21. Januar 1945 ist er als Oberleutnant zwischen den Dörfern Schönmoor und Weißenstein (Kreis Samland) in der Nähe von Königsberg gefallen; sein Grab befindet sich wahrscheinlich in einem Ort, der heute Mariskoje, gelegen in Russland, heißt.
Nach bisher unbelegten Meldungen hat Bodo Michael vor Kriegsbeginn der Legion Condor angehört, in deren Diensten er einen Absturz oder Abschuß seines Flugzeugs überlebte, bei dem er glimpflich davongekommen ist, denn bei der Beurteilung 1944 war er kriegsverwendungsfähig. Ganz überwiegend ist bei der Legion Condor die Luftwaffe vertreten gewesen, doch es sind auch Soldaten des Heeres zum Einsatz gekommen, vielfach als Ausbilder spanischer Soldaten. Diese zogen oft gemeinsam mit den Ausgebildeten in den Kampf. Die Luftwaffe bei der Legion Condor verfügte über eine Anzahl von Transportflugzeugen, mit denen sie u.a. Angehörige des spanischen Heeres nebst ihren deutschen Ausbildern auf dem Luftwege in die Nähe der Einsatzorte beförderte. Deutsche (und italienische) Soldaten haben Franco von 1936 bis zu seinem Sieg im März 1939 unterstützt. Bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges waren die deutschen Soldaten wieder zurück in Deutschland; die Legion Condor wurde aufgelöst, deren Archiv ist Kriegsverlust.

Quellen und Dank

  • Bodo Michaels Lebenslauf aus der Dissertation (dort „Kompagnieführer“ so im Original)
  • Archiv der Burschenschaft Hannovera
  • Kriegs-Beurteilung zum 1.10.1944 aus dem Bundesarchiv
  • Wikipedia-Eintrag zur Legion Condor
  • Dank an Frau U. Kühn für Hinweise
  • Dank an den Historiker Dr. C. Gattermann



(ks 05/2021)




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