Biographien N bis Z

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Sültemeyer, Hermann
Wellner, Paul
Wilckens, Martin



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Hermann Sültemeyer
(* 11. November 1907 in Göttingen; † 9. Oktober 1971 in Hameln)
war ein deutscher Jurist und Arbeitsgerichtsrat in Hameln.

Hermann Sültemeyer wurde als Sohn des Ersten Oberpflegers Friedrich Sültemeyer und seiner Frau Lisette, geb. Degenhardt, in Göttingen geboren.
Er besuchte dort die Oberrealschule, bestand die Reifeprüfung und studierte anschließend ab 1927 erst an der Universität in Göttingen und später in München Rechtswissenschaften. Er schloss sich im Sommersemester 1927 in Göttingen der Burschenschaft Hannovera an, bei der er sich als schneidiger Fechter, guter Fechtlehrer und bei den Partien in Grone als stets wacher, einsatzbereiter Sekundant auszeichnete; zeit Lebens ein begeisterter Burschenschafter. So hat er nach der Wiedererichtung des Bundes in den 1950er Jahren seine erstrangige Aufgabe darin gesehen, den Fechtbetrieb aufzubauen und mit viel Elan trotz der schwierigen wirtschaftliche Lage Geld für die Neuanschaffung des Fechtzeuges gesammelt. Regelmäßig kam er nach Göttingen, um mit den jungen Bundesbrüdern zu pauken und hat abwechselnd mit Bundesbruder Heinz Röse an den Pauktagen sekundiert.
Im Juli 1932 legte Hermann Sültemeyer in Celle die erste juristische Staatsprüfung ab und im Mai 1936 die große Staatsprüfung in Berlin. Danach war er im Justizdienst tätig und ab Oktober 1937 als Rechtsstellenleiter der Deutschen Arbeitsfront in Goslar. 1940 wurde er, Gerichtsassessor in Göttingen, mit der Dissertation Die Urlaubsmarkenregelung im Bau- und Baunebengewerbe im Lichte der neuen Anschauungen über den Urlaub von der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Georg-August-Universität zum Dr. jur. promoviert.
Zum Ende des Kriegs wurde Sültemeyer eingezogen. Für seine Forschheit und seinen Wagemut kennzeichnend hat er sich nach der Kapitulation allein von Laibach nach Göttingen durchgeschlagen. Zu Fuß ging er durch Schnee und Eis über die Alpen, durch München, querfeldein durch das von Amerikanern und Engländern besetzte Deutschland, wurde aufgegriffen, entkam und erreichte im Mai 1945 dreckig aber gesund seine Heimat Göttingen.
Nach dem Krieg war Sültemeyer Mitherausgeber des „Landwirtschaftlichen Wochenblattes Westfalen-Lippe“ („License to print Nr. 37“ vom 15. April 1946) – eine Lizenz, wie sie damals von der Britischen Militärregierung nur an unbelastete Bürger vergeben wurde. Verlagsstandort war eine stillgelegte Brennerei.
Später wurde er Arbeitsgerichtsrat, war seit 1952 Vorsitzender des Arbeitsgerichtes Hameln und dort stadtbekannt für seine Bevorzugung von Vergleichen in Arbeitsgerichtsprozessen – er hat sich den Ehrennamen „Vergleichsmeier“ eingehandelt. Damit hat er – was nicht jeder verstanden hat – mehr zum Rechtsfrieden beigetragen, als durch streitige Urteile.
Häufige und intensive Schulungen des juristischen Nachwuchses – oft auf einem Weserdampfer – und auch der interessierten Allgemeinheit, z.B. über Beamtenrecht an der örtlichen Volkshochschule oder Unterricht an der Versehrtenschule Bad Pyrmont sind ihm immer Anliegen gewesen.
Seine jüngeren Bundesbrüder haben Hermann Sültemeyer als einen Menschen erlebt, der mit großer Freude sah, daß auch nach der schweren Kriegszeit Studenten die dem Korporationsstudententum innewohnenden Werte, die für ihn von so großer Bedeutung waren, erkannten und zu neuem Leben erweckten. Diese jungen Männer, Bundesbrüder der Nachkriegsjahre, hat er bei bei der Neugründung der Burschenschaft stehts tatkräftig unterstützt. Bei seinen Besuchen hat er gemeinsam mit den Aktiven den Bullerjahn im Ratskeller gefeiert und – nicht zu vergessen – einen Höhepunkt des Semesters, das Schlachteessen, zu dem er die Aktivitas jährlich einlud und dessen Tradition in die Zeit zurückreicht, in der ein Schlachteessen noch eine spürbare Unterstützung der Bundesbrüder in leiblicher Hinsicht darstellte und auch als solche gedacht war. Dieses inzwischen nach ihm benannte, zur Tradition gewordene Essen wird seit Jahrzehnten von seinem Neffen und Bundesbruder Hajo Schipper ausgerichtet. Der ehrt dadurch einen Lebenskünstler, der mit unkonventionellen Ansichten und ebensolcher Lebensführung, durch Hilfsbereitschaft, Freunde und Geselligkeit sprichwörtlich geworden ist, einer der das Leben geliebt wie kaum ein anderer.
Reisen führten ihn mit Leidenschaft durch ganz Europa, nach Afrika und in die USA. Im Sommer paddelte er auf den Gewässern, im Winter lief er Ski, gern war er auf seinem Wesergrundstück als Gärtner und Bastler beschäftigt und in seinem Haus am Schweineberg bei Hameln, um das herum Merinoschafe das Gras kurzhalten sollten.
Sein Name wird mit der Geschichte der Burschenschaft Hannovera eng verbunden bleiben.


Paul Wellner
Paul Julius Leopold Wellner (* 7. März 1887 in Ruhrort (heute: Duisburg-Ruhrort); † nach 1952) war ein deutscher Studienrat.

Sohn des Oberbahnmeisters Anton Wellner. Abitur 24.2.1906 Gymnasium zu Hamm (Westf.).
Studium der Evangelischen Religion, Philologie und Geschichte in Jena 1906, Göttingen 1906-1908, Halle 1908 und Münster 1909-1914 sowie 1919-1920. Mitglied der Burschenschaft Hannovera Göttingen im Wintersemester 1906/07, wo er der erste Fuchs nach der Wiedereröffnung war und alsbald das Amt des Analenwartes übernahm.
Januar 1914-Januar 1919 (Einjährig Freiwilliger, dann Unteroffizier) im Feldartillerie-Regiment 58 in Minden. Kriegsteilnehmer; Feldzüge nach Russland und Frankreich.
Dr. phil. der Universität Münster am 5.3.1921 mit der philosophischen Dissertation Die Politik des Kurfürsten Clemens August von Cöln, Herzogs von Bayern, im österreichischen Erbfolgekrieg bis zum Frieden von Füssen. Lehramtsprüfungen 1922 in Münster mit Gut bestanden für Evangelische Religion, Geschichte, Latein, Griechisch und Philosophie.
Studienrat am staatlichen Paulinischen Gymnasium in Münster, dem Staatlichen Schiller-Lyzeum in Dortmund und später am Helmholtzgymnasium in Dortmund. Verheiratet.



Wilckens, Heinrich (Martin)
geb. 15.04.1834 in Bremen als Sohn eines Arztes
gest. 30.04.1882 ebenda

Nach Besuch der Gelehrtenschule seiner Geburtsstadt Studium der
Rechtswissenschaften in Heidelberg; in den Semesterferien – überwiegend zu Fuß – Reisen durch Süddeutschland und in die Schweiz (u. a. Besteigung des Rigi); SS 1855 Wechsel nach Göttingen, wo er mit Beendigung des Studiums 1858 zum Dr. iur. promoviert wurde und 1859 das juristische Staatsexamen am gemeinsamen Prüfungsamt der vier Freien Städte in Lübeck bestand. Niederlassung als Advokat in Bremen; vor Aufnahme der eigentlichen anwaltlichen Tätigkeit mit dem Geldgeschenk seines Vaters zum Examen längere Bildungsreise nach England, Schottland, Irland und Frankreich; ab 1864 für zwei Jahre nebenamtlich Mitglied des Direktoriums der Sparkasse Bremen; 1867 Eintritt in den Dienst der Freien Hansestadt Bremen und Ernennung zum Polizeisekretär. Damit war er nach dem Senator der höchste Beamte der Polizeidirektion Bremen.
Neben Aufgaben im Bereich Verwaltung und Organisation der Polizeibehörde oblag ihm insbesondere die polizeiliche Vernehmung von Beschuldigten in allen bedeutsamen Kriminalfällen. 1873 wieder Rechtsanwalt und zudem Notar; von 1874 bis 1878 – gewählt von der ersten Klasse, dem Gelehrtenstand – Mitglied der Bremer Bürgerschaft.
Sein bemerkenswertes soziales Engagement kam u.a. dadurch zum Ausdruck, dass er sich ab 1873 auch zur unentgeltlichen Übernahme von Rechtssachen für Arme verpflichten ließ und auf sein Ersuchen hin die Genehmigung erhielt, weiterhin Vorstandsmitglied der Witwenkasse für bürgerliche Beamte der Freien Hansestadt Bremen zu bleiben.

Lit.: Autograf von H. W. im Album der Burschenschaft Hannovera Göttingen mit handschriftlichen Eintragungen über ihre Mitglieder 1848 bis 1861/62; Staats-Handbuch der Freien Hansestadt Bremen auf das Jahr 1874 (1874), S. 5; Tegtmeyer (1998), S. 24. Internet (02.12.2016): Wilckens, Heinrich – B. Hannovera Göttingen. Mitteilungen des StArch Bremen (Monika Marschalck) v. 21. und des UA Göttingen (Angelika Handschuck) v. 24.10.2016 (mit Nachweis der Dissertation).

( Quelle: http://www.burschenschaftsgeschichte.de/pdf/biographisches-lexikon-deutsche-burschenschaft-dvorak-kaupp-politiker-nachtrag.pdf )