In Kriegszeiten

Hannovera und Bundesbrüder in Kriegszeiten

(Geringfügig ergänzte Fassung des Artikels aus der Bundeszeitung der Burschenschaft Hannovera zu Göttingen, Jahrgang 107 (Neue Folge), November 2017, Nr. 2, S. 74-83)

Vorbemerkung

Dem Internet kann man zunehmend personenbezogene Daten von Kriegsopfern aus den Kriegen 1870/71, 1914/18 und 1939/45 entnehmen, weil beispielsweise zeitgenössische Verlustlisten der militärischen Einheiten sowie Namensverzeichnisse auf Gefallenengedenkstätten in Deutschland in digitalisierter Form eingestellt worden sind. Darüber hinaus gibt es Erkenntnisse zu gewinnen über den vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. zur Verfügung gestellten Link „Gräbersuche Online“, der zu den Gräbern bzw. Gedenkbüchern auf deutsche Soldatenfriedhöfe hinweist, die der Volksbund im Ausland betreut.

Die Kriegstoten der Hannovera mit möglichst detaillierten Angaben zu den Einzelschicksalen sind in der Datei „Kriegsopfer der Burschenschaft Hannovera“ enthalten, welche in der Rubrik „Geschichte“ auf meiner Web-Seite zu finden ist unter:

goettinger-burschenschaft-hannovera.de – geschichte und geschichten

Dabei ist zu berücksichtigen, dass trotz vielfältiger Bemühungen in einigen Fällen, insbesondere bei Kriegstoten des Zweiten Weltkrieges, keine oder nur ganz wenige Daten über den einen oder anderen Bundesbruder vorliegen.

Dennoch wird der Versuch unternommen, über die Liste der einzelnen Kriegsopfer hinaus eine erste Auswertung vorzunehmen, die allgemeine Erkenntnisse über Kriegsteilnehmer der Hannovera enthält sowie über Besonderheiten, die insoweit die Verbindung betreffen.

Kriegsereignisse in Schleswig-Holstein 1848 – 1851

Im Frühjahr 1848 versuchte Dänemark, das Herzogtum Schleswig in das Königreich zu integrieren. Dagegen erhoben sich die Deutschen in den Herzogtümern Schleswig und Holstein. Eine provisorische Regierung in Kiel stellte eine Armee auf, wozu sich auch Freiwillige aus anderen deutschen Regionen meldeten. Unsere späteren Bundesbrüder Hugo Hanßen (aktiv WS 1848/49, ein Holsteiner, später Dr. med. und Arzt in Lübeck) sowie Friedrich Versmann (aktiv WS 1849/50, aus Hamburg, der gerade seine Apothekerlehre abgeschlossen hatte, später Chemiker) traten in die schleswig-holsteinische Armee ein. Diese, meist aus nicht militärisch ausgebildeten Freiheitskämpfern bestehend, erlitt Anfang April 1848 bei einem Gefecht nahe dem Dorf Bau nördlich von Flensburg eine Niederlage, wurde aber durch preußische Truppen entsetzt, die alsbald bis nach Jütland vordrangen. Auf Druck europäischer Großmächte musste Preußen im August 1848 mit Dänemark den für sieben Monate dauernden Waffenstillstand von Malmö abschließen, der unter anderem vorsah, alle Kriegsgefangenen auszutauschen. Begünstigt dadurch kam Friedrich Versmann frei, der im April verwundet von den Dänen gefangen genommen worden war. Im Album der Burschenschaft Hannovera mit handschriftlichen Eintragungen über ihre Mitglieder 1848 – 1861/62 berichtet er in seinem Autograf über die miserablen Zustände in dem Gefangenenlager nahe Kopenhagen.

Im Februar 1849 kündigte Dänemark das Waffenstillstandsabkommen – die Kriegshandlungen begannen erneut. Truppen einiger Staaten des Deutschen Bundes, insbesondere Preußen, marschierten erfolgreich gegen Dänemark. Auch die Schleswig-Holsteiner aktivierten ihre Freiwilligenarmee. Hugo Hanßen, nunmehr unser Bundesbruder, war abermals dabei. Hinzugetreten waren zwei Stifter der Hannovera aus dem Jahr 1848: Robert Gerber aus Hannover, später Dr. med. und praktischer Arzt dortselbst, sowie Wilhelm Oberdiek aus Bardowick bei Lüneburg, später Dr. med. und praktischer Arzt in Hannover. Russland und Frankreich drohten abermals, militärisch einzuschreiten, so dass sich Preußen im Juli 1849 erneut gezwungen sah, einen Waffenstillstand mit Dänemark zu vereinbaren. Daraus wurde ein Jahr später ein Friedensvertrag. Die Schleswig-Holsteiner, nunmehr auf sich allein gestellt, verloren am 25. Juli 1850 die Schlacht bei Idstedt nördlich der Stadt Schleswig und gaben im Dezember 1850 alle Kampfhandlungen auf. Die Rechtslage, wie sie im Wesentlichen vor 1848 bestand, wurde durch das Londoner Protokoll vom 8. Mai 1852 festgeschrieben.

Österreichisch-Preußischer Krieg gegen Dänemark 1864

Dieser Krieg hatte keine Auswirkungen auf die Aktivitas der Hannovera. Bekannt ist, dass unser Bundesbruder Leo Wehrmann (aktiv 1858), 1864 preußischer Referendar, später Wirklicher Geheimer Oberregierungsrat, Exzellenz, Ministerialdirektor im Preußischen Ministerium für öffentliche Arbeiten, als Reservist Kriegsteilnehmer war und sich beim kriegsentscheidenden Sturm auf die Düppeler Schanzen am 18. April 1864 auszeichnete.

Deutscher Krieg 1866

Nach der Kriegserklärung Preußens zog das Königreich Hannover sein Heer im Raum Göttingen zusammen. König Georg V. und sein Gefolge residierten vom 15.–21. Juni 1866 in der Universitätsstadt im Hotel „Zur Krone“, wo auch Kriegsrat gehalten wurde. Anschließend marschierte die Streitmacht Richtung Langensalza. Am Tag darauf besetzen preußische Truppen kampflos Göttingen. Der Universitätsbetrieb und das Studentenleben wurden hierdurch nicht wesentlich beeinträchtigt. Einige Bundesbrüder, die zur preußischen Reserve gehörten, nahmen am Krieg teil, ebenso Erich Mosen, der erst 1868 unser Ehrenband erhalten hatte (vgl. auch unten 1870/71), welcher mit seinem Infanterieregiment aus Oldenburg in der von Preußen geführten Mainarmee zum Einsatz kam.

In diesem Krieg besteht aus der Sicht der Hannovera die Besonderheit, dass Bundesbrüder auf unterschiedlichen Seiten standen, wenngleich auch nicht direkt gegeneinander kämpften. Da das Königreich Hannover mit Österreich verbündet war, zog unser Bundesbruder Dr. med. Adolf Wüstefeld (Mitstifter der Hannovera 1848) als Sanitätsoffizier mit in den Krieg gegen Preußen (vgl. auch unten 1870/71). In der Schlacht bei Langensalza am 27. Juni 1866 stand auf preußischer Seite unser Bundesbruder Johann Kießling (aktiv WS 1858/59), damals Oberlehrer in Berlin, später Gymnasialprofessor in Hamburg und Dr. phil. h. c. der Universität Greifswald (vgl. auch unten 1870/71). Im weiteren Verlauf des Krieges gehörte er der sog. Mainarmee an, die gegen die süddeutschen Verbündeten von Österreich stritt. Zu denen gehörte unser Bundesbruder Friedrich Wilhelm Graf von Sontheim, der als stud. jur. in Göttingen 1856/57 Mitglied der Hannovera geworden war, danach aber aktiver Offizier in einem Kavallerieregiment des Königreichs Württemberg wurde (vgl. auch unten 1870/71). Unser Ehrenmitglied aus dem SS 1857, Dr. jur. Hugo Kremer von Auenrode, Privatdozent in Wien, später Professor in Prag, wurde offizieller Berichterstatter bei der österreichischen Nordarmee. Obwohl er keine Siegesmeldungen in die österreichische Landeshauptstadt senden konnte, beeinflusste das keineswegs sein gutes Verhältnis zur Hannovera.

Deutsch-Französischer Krieg 1870/71

Wie viele Mitglieder der Hannovera am Krieg als Soldaten teilgenommen haben, ergibt sich nicht aus der Geschichte der Hannovera. Die Situation der Aktivitas stellt Römpler auf S. 125 wie folgt dar: „Kurz darauf erklangen die Kriegstrommeln und als echte begeisterte Burschenschafter folgten auch die Mitglieder der Hannovera, soweit sie nur die Waffen tragen konnten, freudig dem Rufe des Vaterlands.“ Zwei wurden nicht Soldat, aber diese beiden konnten das Verbindungsleben nicht aufrecht halten, so dass die Aktivitas der Hannovera kriegsbedingt suspendiert werden musste.

Die Zahl der Kriegsteilnehmer aus dem Altherrenstand ist bisher nicht festgestellt worden. Dazu gehörten aller Wahrscheinlichkeit nach fünf Militärärzte. Bestimmt zählte dazu Dr. med. Adolf Wüstefeld, (vgl. dazu auch oben 1866), später Generalarzt, der nach der Annexion des Königreichs Hannover 1866 durch Preußen in preußische Dienste übernommen wurde. 1870 war er Stabsarzt im 3. Füsilierbataillon des Königlich-Preußischen 3. Westfälischen Infanterieregiments Nr. 16 mit Standort in Hannover. Dieses Regiment gehörte zu den deutschen Einheiten, die erst 1873 aus Frankreich zurückkehrten. Nach dem Friedensvertrag von Frankfurt am Main vom 10. Mai 1871 zwischen dem Deutschen Reich und der Republik Frankreich musste Frankreich innerhalb von drei Jahren fünf Milliarden Goldfranken Reparation an Deutschland zahlen. Bis zur Begleichung dieser Summe durften einige deutsche Truppen in den eroberten Ostgebieten Frankreichs bleiben. Frankreich entrichtete den Betrag allerdings bereits 1873.

Kriegsteilnehmer war auch unser Bundesbruder Dr. med. Wilhelm Wagner (aktiv WS 1856/57), geboren in Odessa, Augenarzt, zeitweilig dort und später in Berlin tätig. Im Krieg 1870/71 war er preußischer Stabsarzt, wahrscheinlich kein aktiver Soldat, sondern Reservist. Nach dem Vorfrieden von Versailles vom 26. Februar 1871 musste Frankreich gestatten, dass an einem einzigen Tag, nämlich am 1. März 1871, ein deutsches Truppenkontingent Paris besichtigen durfte. Mit dabei war unser Bundesbruder Wagner, der sehr stolz über diese Auszeichnung war.

Unser Bundesbruder Dr. med. Friedrich Rose (aktiv 1859/60) war später als preußischer Stabsarzt Berufssoldat. Wahrscheinlich hat er am Krieg gegen Frankreich teilgenommen, allerdings einen niedrigen Dienstgrad inne gehabt.

Zu erwähnen sind noch zwei Bundesbrüder aus dem Großherzogtum Oldenburg, die Militärärzte waren: Dr. med. Wilhelm Pröpping (aktiv SS 1867, Germania Jena SS 1863) gehörte 1870 als aktiver Stabsarzt dem Infanterieregiment Nr. 91 in Oldenburg an. Sein Consemester Dr. med. Leberecht Meistermann (aktiv SS 1867, Germania Jena SS 1864), später Arzt in Löningen (Kreis Cloppenburg), kam 1870/71 gerade seiner Militärdienstpflicht nach; er war Einjährig-Freiwilliger Assistenzarzt, und zwar ebenfalls beim Infanterieregiment Nr. 91 in Oldenburg. Beide werden in Frankreich eingesetzt gewesen sein.

Anzunehmen ist darüber hinaus, dass unser Bundesbruder Friedrich Wilhelm Graf von Sontheim, 1870 Rittmeister und Schwadronschef im 2. Königlich-Württembergischen Dragonerregiment, in Frankreich zum Einsatz kam (vgl. auch oben 1866).

Aus Biografien von einzelnen Alten Herren ergibt sich, dass sie einberufen waren. In manchen Staatshandbüchern wird auch die Verleihung militärischer Orden vermerkt, so dass sich daraus ein Rückschluss auf die Kriegsteilnahme ergibt. Andere staatliche Handbücher vermelden z. B. Kriegstote oder die militärische Beförderung bzw. Auszeichnung von Angehörigen bestimmter Berufsgruppen. So gibt es sichere Hinweise lediglich auf die Kriegsteilnahme von elf anderen Alten Herren, die als Reservisten einberufen worden sind. Acht waren Preußen. Über zwei von ihnen ist etwas Besonders zu berichten: Bundesbruder Dr. phil. Alexander Mitscherlich (aktiv WS 1858/59), 1870 Professor für anorganische Wissenschaften an der Forstakademie Hannoversch Münden, zog bei Kriegsausbruch abermals den Waffenrock an. Als seine Einheit im März 1871 zum heimatlichen Standort marschierte, rastete man in Biebrich am Rhein. Dort lernte er eine junge Dame kennen. Aus dem Militärdienst entlassen, machte sich Alexander Mitscherlich abermals ganz schnell auf nach Biebrich und heiratete dort. Unser Bundesbruder Johann Kießling, der schon im Krieg 1866 als preußischer Soldat teilgenommen hatte (vgl. oben), war 1870 Oberlehrer an einem Gymnasium in Flensburg. Zu gern wollte er an das älteste Gymnasium in Hamburg, an die Gelehrtenschule des Johanneums wechseln. Das Gymnasium bzw. die Freie und Hansestadt Hamburg hätten ihn gern genommen und die preußische Kultusverwaltung hätte ihm auch keinen Stein in den Weg gelegt, aber es lag Krieg in der Luft. So entschied man, vor einer Versetzung solle er den Rest seiner Militärdienstzeit ableisten, dann würde man ihn ziehen lassen. Im Juni 1870 wurde er erneut Soldat, allerdings verlängerte sich seine Dienstzeit erheblich, denn nach Kriegsausbruch erfolgte keine Entlassung. Bis April 1871 versah er, zuletzt er als Reserveoffizier, Militärdienst in Deutschland. Erst danach wurde er nach Hamburg versetzt.

Albrecht (von) Otto (aktiv SS 1855) gehörte als Braunschweiger dem Verwaltungsdienst seines Herzogtums an (später Dr. jur. h. c., Wirklicher Geheimer Rat, Exzellenz, Vorsitzender der Staatsregierung). Erich Mosen  hatte die Staatsangehörigkeit des Großherzogtums Oldenburg (siehe oben 1866 und insbesondere unten). Albert Weidemann (aktiv 1867) aus dem Herzogtum Sachsen-Meiningen war damals Gerichtsreferendar (später Wirklicher Geheimer Regierungsrat, Exzellenz und Leiter des Armeeverwaltungsdepartements im Preußischen Kriegsministerium), nahm als Freiwilliger am Kriege teil und wurde mit den EK II ausgezeichnet. Allerdings ist davon auszugehen, dass noch weitere Angehörige der Altherrenschaft bei den Waffen waren.

Unserem Bundesbruder Dr. phil. Carl Hermann Wichelhaus (aktiv WS 1861/62, Frankonia Bonn SS 1860), damals Privatdozent für Chemie in Berlin, übertrug man – unklar ist, ob er Soldat war – eine besondere Aufgabe: Er war verantwortlich für die “Desinfektion in den Lazaretten und auf den Schlachtfeldern“. Ludwig Detmering aus Ludwigslust (aktiv SS 1851), Jurist in der Ministerialverwaltung des Großherzogtums Mecklenburg-Schwerin, wurde 1870 zu der in Reims eingesetzten deutschen Verwaltung beordert und erhielt für seine Tätigkeit das Eiserne Kreuz am weißen Bande sowie das Mecklenburgische Verdienstkreuz in Gold.

Unser Bundesbruder Dr. jur. Ludwig Aegidi (Germania Berlin SS 1845, Ehrenmitglied Hannovera SS 1852, Ehrenmitglied Bubenreuther Erlangen SS 1858) war 1870 Professor des Staatsrechts in Bonn. Nach Kriegsausbruch gründeten Professoren und Dozenten das „Bonner Nothelfercorps“, eine zivile Organisation, die sich zur Aufgabe machte, auf den Schlachtfeldern nach verwundeten Soldaten zu suchen und sie in die Lazarette zu tragen. Aegidi führte eine solche Abteilung nach Frankreich und nahm so an der Schlacht von Vionville am 16. August 1870 teil. Nach einer schweren Fußverletzung musste er bald darauf seine Betätigung beenden.

Adolf Nathan, mosaischen Glaubens, verließ nach Kriegsausbruch die Schule und trat als Freiwilliger einer (zivilen) Krankenpflegereinheit bei. Während seiner Zugehörigkeit zu dieser Organisation war er auch vier Monate in Frankreich im Einsatz. Im Herbst 1871 legte er als Externer am Domgymnasium zu Stade das Maturitätsexamen ab, begann im Wintersemesster 1871/72 sein Medizinstudium in Göttingen und wurde Mitglied der Hannovera.

Eine ganz ungewöhnliche Aufgabe übernahm unser Bundesbruder Dr. med. Julius Mannhardt, der 1870 in der damaligrem italienischen Hauptstadt Florenz eine augenärztliche Praxis betrieb. Die Gesandschaft des Norddeutschen Bundes hatte an das Auswärtige Amt in Berlin gemeldet, dass man Mannhardt erforderlichenfalls mit einer geheimen diplomatischen Mission beauftragen könne. Eine solche ergab sich kurz nach Ausbruch des deutsch-französischen Krieges. Auf Weisung des Auswärtigen Amtes –  im Einvernehmen mit Bismarck – wurde Mannhardt vom Gesandten des Norddeutschen Bundes ersucht, unverzüglich Giuseppe Garibaldi auf der Isola Caprera, einer kleinen Insel nördlich von Sardinien, aufzusuchen, um mit ihm über die Gestellung eines Hilfskops auf deutscher Seite im Krieg gegen Frankreich zu verhandeln. Gegen entsprechende Subsidien erklärte sich Garibaldi bereit und versprach, mit bis zu 30.000 Mann einzugreifen. Allerdings machte er einen gewichtigen Vorbehalt: Er wolle nur gegen das Kaiserreich Frankreich kämpfen, nicht gegen ein republikanisches Frankreich. Da beide Verhandlungspartner sich die letzgenannte Staatsform in allernächster Zeit nicht vorstellen konnten, akzeptierte Mannhardt den Vorbehalt und Garibaldi erklärte sich zum Alliierten der deutschen Armeen. Als Mannhardt wieder in Florenz eintraf und dem Gesandten des Norddeutschen Bundes vom erfolgreichen Abschluss der Verhandlungen berichtete, zeigte der ihm eine gerade eingetroffene Depesche, in der vom Ausgang der Schlacht bei Sedan am 1. September 1870 berichtet wurde: Kapitulation eines Großteils der französichen Armee und Gefangennahme von Kaiser Napoleon III. Beide Gesprächsteilnehmer gingen davon aus, der Krieg sei damit beendet und Mannhardt bemerkte, seine Reise nach Caprera sei umsonst gewesen. Sie konnten sich nicht vorstellen, dass weiter Krieg geführt wurde und Garibaldi seinen getätigten Vorbehalt nutzte, um mit einer Gruppe von Freiwilligen nach Südfrankreich zu gehen zur Unterstützung des republikanischen Frankreichs. Es gab einige Scharmützel mit deuschen Truppen, doch hatte Garibaldies Eingreifen keinerlei Einfluss auf den Ausgang des Krieges.     

Die Hannovera verlor zwei Bundesbrüder in dem Krieg. Am 16. August 1870 fiel bei Vionville in der Schlacht von Mars-la-Tour Erich Mosen als Vizewachtmeister im Füsilierbataillon des Infanterie-Regiments Nr. 91 in Oldenburg. Erich Mosen war im WS 1861/62 bei Germania Jena eingetreten; im SS 1868 hatte die Hannovera ihn zum Ehrenmitglied ernannt. Bei Kriegsbeginn 1870 war er Akzessist (Gerichtsreferendar) in Oldenburg. Im Krieg 1866 hatte er bereits in einer oldenburgischen Einheit am Mainfeldzug teilgenommen. Er war jüdischer Abstammung  und befürwortete die deutsche Einheit, musste aber sein Leben lassen, ohne die Bildung des Deutschen Reiches zu erleben. Unser Bundesbruder Heinrich Rodenhauser, stud. theol. aus Blumenthal bei Bremen, wurde im SS 1869 Mitglied der Hannovera. Er starb, 22 Jahre alt, am 10. Januar 1871 als Soldat in einem deutschen Kriegslazarett vor Paris.

Erster Weltkrieg 1914 – 1918

Die Zahl der Bundesbrüder, die am Ersten Weltkrieg als Soldaten teilgenommen haben, steht nicht genau fest, zumal es während des Krieges Veränderungen gegeben hat. Beispielsweise wurde Dr. phil. Ernst Engelbertz (aktiv SS 1909), Leutnant d. R., 1916 aus dem Militärdienst entlassen, weil er kriegswichtige Aufgaben in einem Chemiewerk in Deutschland wahrnehmen musste. Die Kriegszeitung der Hannovera, herausgegeben von Bundesbruder Theodor Meyer (aktiv SS 1896), Journalist in Hannover, die unregelmäßig während des Ersten Weltkrieges erschien, berichtet in der Ausgabe vom 15. Januar 1915 von 101 Kriegsteilnehmern, 48 Alte Herren sowie 53 Aktive und Inaktive. Lampmann (S. 191) schreibt dazu, er könne die Zahl der Kriegsteilnehmer nicht genau feststellen, führt jedoch an, dass die Aktivitas der Hannovera im SS 1914 insgesamt 59 Mitglieder hatte (24 aktive Burschen und Füchse, 7 Inaktive am Ort, 28 auswärtige Inaktive), von denen nur drei nicht vor dem Feind gestanden haben. Folglich müssten etwas mehr als 101 Mitglieder der Hannovera Soldaten im Ersten Weltkrieg gewesen sein. Die von Hans-Georg Balder „Die deutschen Burschenschaften. Ihre Darstellung in Einzelschicksalen“, Hilden: 2001, auf Seite 167 angeführte Zahl von 140 Kriegsteilnehmern der Hannovera ist zweifelsohne stark überhöht. Fest steht, dass 32 Bundesbrüder gefallen, ihren Verletzungen erlegen oder an den Kriegsstrapazen gestorben sind. Geht man von etwas mehr als einhundert Kriegsteilnehmern der Hannovera aus, ist der Anteil an Kriegstoten mit knapp einem Drittel sehr hoch. Das ergibt sich aus der Darstellung von Balder beim Vergleich der einzelnen Burschenschaften zueinander. Eine Erklärung dafür, dass mehr Angehörige der Aktivitas Soldaten waren als Alte Herren, könnte sich daraus ergeben, dass die Hannovera von SS 1903 bis WS 1905/06 suspendiert war, also in dieser Zeit keine neuen Mitglieder aufgenommen hat, die bei Kriegsausbruch jüngere Alte Herren waren und in den Krieg hätten ziehen können.

Bei Kriegsausbruch eilten die Alten Herren, die ihre Dienstpflicht erfüllt hatten und noch der Wehrpflicht unterlagen, sogleich zu ihren Einheiten. Ebenso verfuhren die Angehörigen der Aktivitas, die bereits gedient hatten. Alle anderen, wahrscheinlich auch einige jüngere ungediente Alte Herren, bewarben sich als Kriegsfreiwillige und baten um Aufnahme in eine Ersatzeinheit. Die Folge war, dass die Aktivitas bis Kriegsende suspendiert wurde. Um unser Haus in Göttingen kümmerte sich der pensionierte Reichsbahnbeamte Karl Meinheit, der Vater unseres Bundesbruders Dr. phil. Karl Meinheit (aktiv SS 1901), später Studienrat in Harburg. Wegen seiner verdienstvollen Tätigkeit wurde Karl Meinheit sen. im 1. ZS 1919 zum Ehrenmitglied der Hannovera ernannt.

Der Großteil unserer Kriegsteilnehmer gehörte der Infanterie an, kein Wunder, das war ohnehin die zahlenmäßig stärkste Waffengattung. Etliche Bundesbrüder standen bei der Artillerie. Bei der Kavallerie fand man nur ganz wenige Hannoveraner; dazu gehörte Gerichtsreferendar Dr. jur. Wilhelm Mäusener (aktiv SS 1909, Frankonia Heidelberg SS 1908), 1914 Leutnant d. R. beim Ulanen-Regiment Nr. 11 in Saarburg. Als man Lanzenreiter nach Beginn des Stellungskrieges nicht mehr einsetzen konnte und aus Kavallerieeinheiten Kavallerie-Schützen-Regimenter wurden, erfolgt die Versetzung von Bundesbruder Mäusener an ein Infanterie-Regiment. Er fiel 1916 in Frankreich. Zwei unserer Bundesbrüder waren Marine-Oberassistenzärzte d. R. im Rang eines Oberleutnats.  Beide hatten kurz nach dem Studium ihren Wehrdienst bei der Marine versehen, Dr. med. Friedrich Holz (aktiv SS 1906, Germania Jena  SS 1905) und Dr. med. Albert Reusch (aktiv WS 1907/08, Germania Jena WS 1905/06). Von Letztgenanntem gibt es etwas Besonderes zu berichten: Bald nach Kriegsbeginn war er im Marinefort Altona in der Artillerieabteilung tätig, aber dort gab es für einen tatendurstigen Arzt kaum  eine wichtige Betätigung. Das änderte sich auch nicht nach seiner Versetzung zur Marine-Fliegerabteilung, doch da lernte er den interessanten Dienst des fliegenden Personals kennen. Also beantragte er seine Entlassung aus dem Marine-Sanitätsdienst und seine Verwendung in der Marine-Fliegerabteilung. Nach vielfältigen Bemühungen wurde sein Wunsch bewilligt; er wurde Oberleutnant zur See, erhielt eine Fliegerausbildung, brachte es zum Staffelkapitän und wurde mit dem EK I ausgezeichnet. Ein anderer Bundesbruder, Kandidat des höheren Lehramtes Dr. phil. Walter Rode (aktiv SS 1910), war 1914 als Kriegsfreiwilliger bei der Artillerie eingetreten, meldete sich allerdings später freiwillig zur Fliegertruppe. Er erhielt eine Pilotenausbildung, wurde dann jedoch als Leutnant d. R. einer Fliegerabteilung als Beobachter zugeteilt, die vom besetzten Teil Belgiens aus Fernaufklärung betrieb. 1917 fiel er im Luftkampf westlich von Ypern und wurde von den Engländern beigesetzt.

Bundesbrüder kamen an vielen Abschnitten zu Einsatz, einige zum Beispiel auch in Serbien. Die allermeisten standen an der Westfront bzw. im Osten, dort anfangs in von russischen Truppen besetzt Teilen Ostpreußens, dann in ehemals russischen Gebieten in Polen, im Baltikum und in Weißrussland. Viele von ihnen waren Offiziere oder hatten einen Rang inne, der zu durchlaufen war, um Offizier zu werden (Vizefeldwebel, Vizewachtmeister oder Offizierstellvertreter). Allerdings war Hauptmann der höchste Rang von Mitgliedern der Hannovera. Zu Ende des Krieges, als überdurchschnittlich viele Offiziere gefallen waren, kam es häufig vor, dass ein Leutnant bereits Kompanieführer war.

Von den 32 Bundesbrüdern, die zu den Kriegstoten des Ersten Weltkrieges zählen, waren

  • 2  Hauptmann
  • 2  Oberleutnant
  • 11   Leutnant
  • 1   Arzt im Offiziersrang
  • 5   Vizefeldwebel bzw. Offizierstellvertreter
  • 3   Unteroffizier
  • 2   Gefreiter
  • 6   Kriegsfreiwilliger

Zu der vorstehenden Auflistung erscheinen folgende Hinweise angebracht:

Hauptmann des Landsturms und Kompanieführer war Rechtsanwalt und Notar Karl Riekes aus Seesen (aktiv WS 1891/92), langjähriger Verwalter der Altherrenkasse. Er war wahrscheinlich der älteste Kriegsteilnehmer der Hannovera und starb mit 45 Jahren in einem deutschen Kriegslazarett in Frankreich.

Gerichtsassessor Dr. jur. Rudolf Havers (aktiv SS 1901) war Oberleutnant d. R.; er zog sich 1915 ein schweres Leiden an der Dünafront zu. Um noch weiter militärischen Dienst versehen zu können, ließ er sich zum Kriegsgerichtsrat bei der 4. Infanterie-Division in Düsseldorf ernennen; er starb 1917 in einen Lazarett in Düsseldorf.

Gerichtsreferendar Heinrich Peters (aktiv SS 1909) leistete aller Wahrscheinlichkeit nach gerade bei Kriegsausbruch einen Teil seines Wehrdienstes als Einjährig-Freiwilliger Unteroffizier in Aachen ab und war damit der einzige Kriegstote der Hannovera, der nicht zu den Reservisten zählte. Schwer verwundet geriet er im Oktober 1914 in französische Kriegsgefangenschaft und war seinen Wunden erlegen im Hospiz des Kriegsgefangenenlagers in Tarbes (Département Hautes Pyréneés).

Eine besondere Problematik gibt es hinsichtlich der Kriegsfreiwilligen. Das waren ungediente Soldaten, darunter ein hoher Anteil an Studenten und älteren Gymnasiasten, die zur Verteidigung des Vaterlandes zu den Fahnen eilten. Sie hofften oft sogar auf einen baldigen Kriegseinsatz, weil in Deutschland vielfach die Meinung vorherrschte, Weihnachten 1914 sei der deutsche Sieg bereits erfochten. Die Kriegsfreiwilligen erhielten – gemessen an der Dauer des Wehrdienstes – eine äußerst kurze Ausbildung, wurden dann neu gebildeten Reserveeinheiten zugeteilt und in den Kampf geschickt. Man denke nur an die Schlacht von Langemarck im November 1914, als Kriegsfreiwillige sehr mutig und tapfer in den Kampf gingen und ihr Leben ließen. Es gibt Stimmen, die gerade den Einsatz von Regimentern mit einem sehr hohen Anteil an Kriegsfreiwilligen zu Beginn des Krieges für einen unverzeihlichen strategischen Fehler halten, weil Deutschland sich dadurch um einen Großteil des potentiellen Offiziersnachwuchses brachte. Dass Langemarck kein Einzelfall war, kann man auch an den Kriegstoten der Hannovera ersehen. Von ihren Kriegsfreiwilligen fielen fünf, also ein relativ hoher Anteil, im Zeitraum zwischen Mitte November 1914 und Mitte Februar 1915. Zu ihnen zählt Friedrich Paulssen (aktiv SS 1914), dem es nur vergönnt war, ein Semester Jura in Göttingen zu studieren, ehe er als jüngster Hannoveraner mit 19 Jahren sein Leben lassen musste. Für einen weiteren Bundesbruder, stud. jur. Hermann Schoetensack (aktiv SS 1911), später Reichsgerichtsrat, gelten die vorstehenden Ausführungen entsprechend. Er kam zwar mit dem Leben davon, geriet jedoch als Kriegsfreiwilliger Ende Januar 1915 verwundet in russische Kriegsgefangenschaft. Da er ein eifriger Student war, hatte er eine Textausgabe des Bürgerlichen Gesetzbuches mit ins Feld genommen. In einem Kriegsgefangenenlager im östlichen Sibirien am Japanischen Meer vertrieb er sich die Langeweile, indem er das BGB – über 2300 Paragraphen – auswendig lernte. Andere Kriegsfreiwillige der Hannovera wurden im Laufe des Krieges relativ schnell befördert, einige von ihnen sind als Offiziere gefallen.

Die Kriegstoten der Hannovera verteilen sich auf die Kriegsjahre wie folgt:

  • 1914: 10
  • 1915: 9
  • 1916: 5
  • 1917: 4
  • 1918: 3
  • 1919: 1

Fritz Kromminga (Hannovera SS 1910), bei Kriegsausbruch cand. phil. in Freiburg, dann Leutnant d. R., verstarb an Kriegsfolgen im Frühjahr 1919.

Zweiter Weltkrieg 1939 – 1945

Die Zahl der Kriegsteilnehmer der Hannovera am Zweiten Weltkrieg lässt sich ebenfalls nicht genau feststellen, dürfte aber etwa 100 betragen. Allerdings waren viele von diesen nicht von Beginn an Soldat, sondern wurden erst in den letzten Kriegsjahren eingezogen. Die Hannovera hat 26 Kriegsopfer zu beklagen.

Ein Vergleich zwischen beiden Weltkriegen in Bezug auf die Kriegsteilnahme von Angehörigen der Hannovera zeigt große Unterschiede.

Auffällig ist auf den ersten Blick, dass das Durchschnittsalter der Kriegsteilnehmer im Zweiten Weltkrieg viel höher war als derjenigen des Ersten Weltkrieges. Dafür gibt es zwei Erklärungen: Zum einen bestand bei der Hannovera bei Kriegsausbruch 1939 keine Aktivitas mehr. In Januar 1936 hatten unsere Aktiven unter dem nationalsozialistischen Druck als eine der letzten schlagenden Verbindungen in Göttingen ihre Selbstauflösung beschlossen, so dass danach bis zum WS 1950/51 keine neuen Mitglieder in den Bund aufgenommen wurden. Es gab im September 1939 bei Hannover keine Studenten, die hätten Soldat werden können. Zum anderen wurden ab 1942 noch ältere Jahrgänge eingezogen, und zwar auch Bundesbrüder, die bereits im Ersten Weltkrieg Soldaten waren. Als bereits absehbar war, dass das Deutsche Reich den Krieg längst verloren hatte, mussten noch ältere Männer im Volkssturm Dienst verrichten. So wurde 1945 auch unser Bundesbruder Otto Marquardt, Rechtsanwalt und Notar in Seehausen (Kreis Wanzleben), (aktiv SS 1898), Kriegsteilnehmer und Reserveoffizier 1914 – 1918, zum Volkssturm einberufen. Er gilt als vermisst; die genauen Umstände seines Todes konnten nicht in Erfahrung gebracht werden. Als er starb, war er wahrscheinlich älter als 65 Jahre und damit der älteste Kriegstote der Hannovera des Zweiten Weltkrieges.

Drei Kriegsteilnehmer der Hannovera waren Berufssoldaten:

Bundesbruder Dr. med. Hans Buschmann (aktiv 1907, Germania Jena WS 1904/05), zunächst praktischer Arzt in Zeven, ließ sich 1937 als Militärarzt aktivieren und war 1945 als Oberstarzt Leiter eines Kriegslazaretts in Bremen.

Außergewöhnlich ist der Lebensweg unseres Bundesbruders Dr. jur. Walter Kleinenberg (aktiv WS 1920/21). Er wurde 1886 als Sohn eines baltendeutschen Pastors im Kurland geboren. Im Mai 1915 bestand er das Abitur am Ritterschaftlichen Gymnasium in Mitau. Zu dieser Zeit wurde die Hauptstadt des Kurlandes noch von russischen Truppen gehalten. Ihm gelang es alsbald, ein Gebiet zu erreichen, das von deutschen Streitkräften erobert war. Im April 1916 trat er in Berlin-Spandau in das preußische Garde-Grenadier-Regiment Nr. 5 als aktiver Offiziersanwärter ein. Nach Kriegsende gehörte er als Leutnant dem so genannten Friedensheer an, wurde aber 1920 bei der notwendigen Heeresverkleinerung auf Grund des Friedensvertrages von Versailles entlassen. Er begann danach sein Jurastudium in Göttingen, das er mit der Promotion zum Dr. jur. abschloss. 1935 ließ er sich reaktivieren. 1943 gehört er als Oberstleutnant dem Jäger-Regiment 721 an, das in Zadar in Kroatien lag. Diese Einheit wurde auch auf den der dalmatinischen Küste vorgelagerten Inseln gegen Partisanen eingesetzt. Auf einer Überfahrt ist er im September 1943 auf See gefallen und wurde posthum zum Oberst befördert.

Bundesbruder Klaus Brockelmann (aktiv SS 1931, Ehrenmitglied Germania Halle zu Mainz SS 1960) bewarb sich nach dem Abitur erfolgreich als Offiziersanwärter bei der Reichswehr. Das Auswahlverfahren dauerte recht lange, und erfolgreiche Bewerber konnten wegen der durch den Versailler Vertrag festgelegten Personalstärke der Reichswehr nicht sogleich einberufen werden. So nahm er zunächst ein einjähriges Studium generale in Göttingen auf, ehe er Soldat wurde. Bei Kriegsende war er Oberstleutnant im Generalstab.

Dr. jur. Kurt Merkel (aktiv SS 1927) sowie Dr. jur. Horst Schiller (aktiv SS 1929) waren noch vor 1939 in den höheren Dienst der Intendanturverwaltung  eingetreten. Nach Kriegsausbruch wurden sie einer Armee- bzw. Divisionsintendantur zugewiesen.

Belegt ist, dass zwei unserer Bundesbrüder im Zweiten Weltkrieg Marineärzte waren. Dazu gehört nicht Apotheker Fritz Seeburg (aktiv WS 1934/35), der 1942 beim Untergang seines Schiffes ein Seemannsgrab fand, ohne dass hierzu nähere Einzelheiten bekannt sind.

Die allermeisten Kriegsteilnehmer der Hannovera gehörten dem Heer an. Das gilt auch für Referendar Dr. jur. Kurt Tostmann (aktiv SS 1932), der Oberleutnant d. R. bei den Heeresfliegern war und 1941 nahe Smolensk – wie es amtlich hieß – vom Feindflug nicht zurückkehrte. Ob Angehörige der Hannovera bei der Luftwaffe Dienst verrichtetet haben, ist nicht bekannt.

Die Kriegstoten der Hannovera verteilen sich auf die Kriegsjahre wie folgt:

  • 1939: 0
  • 1940: 2
  • 1941: 3
  • 1942: 3
  • 1943: 7
  • 1944: 5
  • 1945: 4

Das Todesdatum von zwei Bundesbrüdern, die gefallen sind oder als vermisst gelten, ist nicht bekannt.

Die oben angegebenen Zahlen vermitteln bereits eine Vorstellung davon, dass in den letzten Kriegsjahren die deutschen Kriegsverluste viel höher waren als in den ersten Kriegsjahren.

Zwei unserer Bundesbrüder sind in Kriegsgefangenschaft gestorben: Der eine ist Dr. med. Erich Schulze (aktiv SS 1924), Frauenarzt in Berlin, der als  Oberarzt d. R. in der 8. Armee am 22. November 1942 in Gefangenschaft geriet und am 25. Juli 1943 in dem berüchtigten Kriegsgefangenenlager Betekovka bei Stalingrad verstarb. Bei dem anderen handelt es sich um Dr. phil. Eduard Seemann (aktiv SS 1909), Studienrat und 1933 kurzfristig Bürgermeister der Stadt Stein (Kreis Pforzheim). Er war bereits als Student im Ersten Weltkrieg Leutnant und Führer einer Maschinengewehrkompanie. Verstorben ist er am 8. Dezember 1945 in einem britischen Internierungslager für Wehrmachtsoffiziere in Oerbke (Kreis Fallingbostel).

Henning Tegtmeyer (WS 1961/62)



(ks 01/2020)