Jenny-Lind-Briefmarken

Jenny Linds Bildnis auf Briefmarken

Durch einen Hinweis von Herrn Wolfgang Bahr, Studentenhistoriker und Vater unseres Bundesbruders Armin Bahr, ist mir bekannt geworden, dass es zwei schwedische Briefmarken gibt, auf denen Jenny Lind abgebildet ist. Natürlich war es mir ein Anliegen, diese Marken zu erwerben. Für wirklich kleines Geld konnte eine bei einem Briefmarkenhändler in Düsseldorf gekauft, die andere bei eBay ersteigert werden.

Zum Internationalen Jahr der Frau 1975 gab die schwedische Post am 25. März 1975 einen aus zwei Briefmarken bestehenden Satz heraus, auf denen jeweils der Schriftzug in Englisch „WOMENʼS YEAR 1975“ steht.

Auf der 75-Öre-Marke sind zwei Bauingenieure dargestellt, ein Mann und eine Frau, die sich mit einer Bauzeichnung in der Hand vor dem Neubau des schwedischen Reichstagsgebäudes besprechen. Was diese Briefmarke verdeutlichen soll, ergibt sich aus dem Text auf dem Markenheftchen, welches 10 solcher Werte enthält: Die schwedische Post unterstützt die Vereinten Nationen, welche das Internationale Jahr der Frau proklamiert und die Mitgliedsstaaten aufgerufen haben, die Rechte der Frauen zu verbessern. Es wird betont, dass Schweden insoweit schon relativ weit sei, doch gebe es noch viel zu tun; die notwendigen Anstrengungen hierzu würden durch das Jahr der Frau verstärkt.

Warum zum Jahr der Frau die 1-Kronen-Marke mit dem Bild von Jenny Lind herausgebracht wurde, dafür habe ich keine amtliche Erklärung der schwedischen Post gefunden. Möglicherweise wollte man darauf aufmerksam machen, dass es im 19. Jahrhundert eine Schwedin gab, die als Gesangskünstlerin in Europa und Nordamerika verehrt wurde und deren Bekanntheitsgrad fast hundert Jahre nach ihrem Tode noch ungebrochen ist.

Die zweite Briefmarke mit dem Bildnis von Jenny Lind entstammt einem Block von sechs verschiedenen Marken, jeweils mit einem Wert von 3,60 Kronen. Jede dieser Marken enthält den englischsprachigen Schriftzug „New Sweden 1638–1988“. Herausgegeben wurde dieser Block am 29. März 1988 aus Anlass der 350. Wiederkehr der Gründung einer schwedischen Kolonie im heutigen US-Staat Delaware.

Unter Führung des deutschstämmigen Peter Minnewitt siedelten 1638 etwa 50 Schweden und Finnen an der Mündung des Stromes Delaware und gründeten Nya Sverige (Neuschweden). 1648 folgten 54 Familien aus dem damals zu Schweden gehörenden Pommern. Bald nach Gründung der schwedischen Kolonie gab es Auseinandersetzungen mit in der Nähe ansässigen holländischen Siedlern. Die Schweden eroberten zwar 1654 ein niederländisches Fort, aber im Jahr darauf besiegte Peter Stuyvesant aus Neu-Amsterdam die Schweden und nahm ihr Territorium in Besitz. Damit endete nach 17 Jahren die schwedische Kolonialzeit in Nordamerika.

Von dem erwähnten Briefmarkenblock weisen jeweils zwei dasselbe Format auf.

Großes Querformat: (6 x 2,5 cm)

  • Vier schwedische Siedler verhandeln mit einem Indianer, links davon ist auf einer Landkarte von der Mündung des Delaware das schwedische Siedlungsgebiet schraffiert ausgewiesen, rechts davon befindet sich ebenfalls eine Landkarte mit dem nördlichen Atlantik (auf dem zwei Segelschiffen zu sehen sind) sowie Teilen von Westafrika und Europa, wo Schweden mit Finnland, das damals zur schwedischen Krone gehörte, gut zu erkennen ist. Pommern ist allerdings nicht als schwedisches Territorium dargestellt.
  • Die Briefmarke bildet „Prophet“ Erik Jansson (1808-1850) ab, der mit Glaubensanhängern nach Nordamerika auswanderte und 1846 in Illinois die Stadt Bishop Hill gründete; der Name dieser Stadt erfolgte in Anlehnung an seinen Geburtsort Biskopskulla nahe Uppsala in Schweden.

Hochformat: (3 x 4 cm)

  • Eine Briefmarke zeigt den amerikanischen Astronauten Alan Bean, der bei seiner Mondlandung 1969 eine in Schweden entwickelte Kamera in der Hand hält.
  • Die andere Briefmarke weist zwei Eishockeyspieler auf. Damit soll darauf hingewiesen werden, dass viele schwedische und finnische Eishockeyprofis ihr Geld in den USA verdienen.

Kleines Querformat: (3 x 2,5 cm)

  • Auf einer Briefmarke sind der schwedischstämmige Charles Lindbergh (1902-1974) und sein Flugzeug abgebildet. Es soll daran erinnert werden, dass im Jahre 1927 die erste Atlantiküberquerung im Direkt- und Alleinflug von New York nach Paris gelungen ist.
  • Die andere Briefmarke zeigt Jenny Lind (1820-1887) etwas im Hintergrund sowie seitlich vor ihr im Vordergrund Carl Sandburg (1878-1967), Sohn schwedischer Einwanderer und bedeutender Dichter der USA.

Unstreitig kannten sich Lind und Sandburg schon wegen des Altersunterschiedes nicht. Sie zusammen auf einer Briefmarke zu sehen, wird einzig dem Umstand geschuldet sein, dass beide Beziehungen zu den USA haben, wenn auch zu ganz unterschiedlichen Zeiten.

(Originalgöße 3 x 2,5 cm)

Man wird wohl sagen können, die kurzzeitig bestehende schwedische Kolonie in Nordamerika ist eine eher nicht ganz so wichtige Episode in der Geschichte des Königreichs Schweden. Vielleicht spricht etwas für meine Vermutung, Anlass für die Herausgabe des Briefmarkenblocks war, dass auf vielfältige Beziehungen zwischen Schweden und den USA hingewiesen werden sollte.







In Bezug auf unsere Bundesschwester Jenny Lind ist noch anzugemerken, dass die 50-Kronen-Banknote mit ihrem Bild, die die Schwedische Reichssbank 1995 herausgebracht hat, seit Ende Juni 2016 kein offizielles Zahlungsmittel mehr ist.



Henning Tegtmeyer (WS 1961/62)



(ks-4/2021)