50 Jahre zurück

Aus einem Brief an die Aktivitas

(Redaktionell insbesondere hinsichtlich der neuen Rechtschreibung geringfügig überarbeiteter Artikel unseres Bundesbruders Ernst Brüser, geboren 1888 in Uelzen, aktiv 1909, Neuphilologe, 1914 Kriegsfreiwilliger, Offizier, ab 1918 Erzieher an der Haupt-Kadettenanstalt in Berlin-Lichterfelde, nach 1919 im Dienst der Reichswehr, ab 1924 Studienrat in Potsdam, 1925 nebenamtlich Geschäftsführer des Vereins für das Deutschtum im Ausland und zusätzlich Mitglied des Ausschusses für vaterländische Arbeit – dieser Ausschuss erhielt später die Bezeichnung „Ausschuss für burschenschaftliche Arbeit“ – der DB. Legte die letztgenannte Tätigkeit nieder, als er 1926 zusätzlich Mitglied des Grenz- und Auslandsausschusses der Arbeitsgemeinschaft völkischer Akademikerverbände des deutschen Sprachgebietes wurde. Hielt im Juli 1926 die Rede im Rahmen einer schlichten Gedenkstunde am Grabe von Walter Flex in Peude auf der Insel Oesel (Estland), als dort Kränze der DB und des Vereins für das Deutschtums im Ausland niedergelegt wurden. Später war Ernst Brüser Studienrat in Harburg und danach in Bremerhaven, wo er 1967 starb.
In: Bundeszeitung der Grünen Hannoveraner zu Göttingen, Jahrgang 53 (Neue Folge), September 1963, Nr. 2, S. 28 f.
Photo hier beigefügt)

mir kommen so ein paar Gedanken, Überschrift: 50 Jahre zurück

Als Feldpostkarte entwarf ich 1914 ein Blatt, das, im Anschluss an die damals noch zahlreich auf der Kneipe vorhandenen Silhouetten, ebenfalls ein Profil-Kunstbild zeigte (schwarz im schwarzen Rahmen, die Mütze grün-weiß-rot), eine Feldpostkarte, von der böse Mäuler behaupteten, sie zeige mein wertes Profil. Die Karte hängt eingerahmt an einer Wand meines Zimmers und hat darüber hinaus unter Glas ein Stück grün-weiß-rotes Band, völlig verdreckt – aber mir eine schwere Erinnerung. Ist es doch der Rest des Burschenbandes, das wir Freiwilligen 1914 auf der Brust trugen, solange wir an der Front waren. Diese Front dauerte für mich bis Ende 1917 (Verdun).

1912 erschienen schlagartig in hannoverschen und braunschweigischen Zeitungen Artikel mit der Überschrift „Niedersächsischer Hochschulkampf Göttingen/Hannover/Braunschweig?“ Der Verfasser war ich als schon nicht unbekannter Schrittmacher (auch in der Praxis. Aber ohne etwas Besonderes an Rekorden!) der „körperlichen Ertüchtigung der studentischen Jugend“, wie man das damals nannte seitens eines Redners im Preußischen Abgeordnetenhause. Die Idee also, nicht nur einen lokalen Wettkampf, der damals sowieso nur einen ganz kleinen Haufen von Mitgliedern des Akademischen Turnerbundes ATB, Turnerschaftern und wenigen Burschenschaftern, und zwar in Göttingen und Berlin, begeistern konnte, zu veranstalten, sondern mehrere Hochschulen zusammenzubringen, stammt von mir! Derjenige, der sie hätte finden müssen – von Amts wegen –, aber nicht fand, war der damalige Universitätsturnlehrer Zimmermann, der jedoch, ihm zu Ehren sei es gesagt, sie für Göttingen ausführte und die Zusammenarbeit mit Hannover und Braunschweig zum guten Ende brachte.

Und noch ein Datum: Oktober 1913: Erstes Deutsch-Akademisches Olympia zu Leipzig. Als Folge des 1. Niedersächsischen Hochschulkampfes, dem dann überall im Reich von damals weitere sich anfügten. Mit Leipzig hatte ich nichts zu tun, organisatorisch, propagandistisch (ohne Auftrag) aber allerhand, und zwar in den großen Blättern der Zeit (z.B. in der „Kölnischen Zeitung“), die mir für einen Artikel zum Thema „Körperliche Ertüchtigung“ 70 Mark gaben, und das in einer Zeit, wo ½ Liter Helles 13 Pfennig kostete. Auch eine Relation, wie? Jedenfalls war in Leipzig auch die DB vertreten. In welchem Olympia-Ausschuss, das weiß ich nicht mehr, aber doch so viel, dass der Sanitätsrat Dr. Wulsten (Germania Berlin) – diesen hatten wir auf dem Burschentag zum Vorsitzenden des „Burschenschaftlichen Ausschusses für körperliche Ertüchtigung“ gemacht – und cand. phil. Ernst Brüser (Hannovera Göttingen) in jenem olympischen Ausschuss vertreten waren; damit waren wir zugleich Teilnehmer der Feierlichkeiten anlässlich der 100jährigen Wiederkehr der Völkerschlacht. Die Plakette habe ich noch aufbewahrt.

So, damit mag es für heute genug sein. Wie gesagt: Vor 50 Jahren …, und die alten Burschen leben noch!

Herzliche Grünengrüße
Euer AH Ernst Brüser



„Grünenhaus“ der Burschenschaft Hannovera – Göttingen, Herzberger Chaussee 9 (ca. 1914)




                                                                   (ks – 10/2019)